Emden

Niedersachsen

Bevölkerungszahl: 50.659
Fläche: 112 km²

  • Wind
  • Solar
  • Erdwärme
  • Bioenergie
Copyright: Stadt Emden

Emden vertraut auf Erneuerbare Energien. Die Stadt in Ostfriesland mit rund 50.000 Einwohner*innen setzt nicht nur auf die regional naheliegende Windenergie, sondern auch auf Biomasse, Photovoltaik, Solarthermie und Geothermie.

Entwässerung mit Windstrom

Das nordwestliche Ostfriesland liegt zu einem Drittel unter dem Meeresspiegel. Deshalb muss Niederschlagswasser in die Nordsee gepumpt werden. Zu diesem Zweck wurde in den 1960ern das damals größte Schöpfwerk Europas errichtet. Das Schöpfwerk Knock westlich der ostfriesischen Stadt Emden an der Mündung des Knockster Tiefs in die Ems entwässert ein rund 35.000 Hektar großes Gebiet. Die Wasserstände müssen im Winter um 1,40 Meter und im Sommer 1,27 Meter unter Normalnull gehalten werden. Die vier Schöpfwerkspumpen befördern 60.000 Liter pro Sekunde in die Nordsee. Dies ist mit einem erhöhten Stromverbrauch verbunden. Die jährlichen Stromkosten für die Haupt- und Unterschöpfwerke liegen je nach Niederschlagsmenge zwischen 150.000 bis 270.000 Euro. Um die Stromkosten niedrig zu halten und Stromverbrauch klimafreundlich zu decken, wurde im Jahr 2017 eine Enercon E-70 Windenergieanlage mit einer Leistung von 2,3 Megawatt (MW) Leistung in der Nähe des Schöpfwerkes. Der erzeugte Strom wird direkt von den Schöpfwerkspumpen verbraucht.

Ökologisch denkende Stadt

Besonders stolz ist Emden auf Europas größten Windpark am Wybelsumer Polder mit 56 Windanlagen, solarthermische Anlagen in Freibädern und auf das moderne Biomasseheizkraftwerk. Erdwärmesonden und Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden runden den regenerativen Energiemix ab. In naher Zukunft sollen noch Windenergieanlagen im Meer hinzukommen. Wind-, Sonnen- und Bioenergie erzeugen zusammen 185 Millionen Kilowattstunden Strom - das entspricht 99,5 Prozent des jährlichen Verbrauches in Emden.

Standort lockt Unternehmen an

Das Unternehmen BARD Engineering GmbH verlegte 2005 den Unternehmenssitz von Bremen nach Emden. Ein Hauptgrund war die hohe Identifikation der Stadt und der Bürger*innen mit der Windkraft. Auch der Emder Hafen mit großen Kapazitäten für die Produktion und Verschiffung von Windenergieanlagen ist ein wichtiger Standortfaktor. Bis 2011 beabsichtigt die BARD Engineering GmbH mehr als 240 Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee zu errichten. Über 700 Arbeitsplätze sollen mittelfristig entstehen. Die geplante Leistung des Windparks im Meer von 1.200 MW entspricht einem konventionellen Großkraftwerk. Die Gesamtinvestitionen werden mehr als zwei Milliarden Euro betragen.

Emden geht mit gutem Beispiel voran

In öffentlichen Gebäuden setzt die Stadtverwaltung auf Strom und Wärme aus Erneuerbaren Energien. 365 Tage im Jahr und rund um die Uhr liefern Erdwärmesonden der Kunsthalle Emden Energie. Die Sonden wurden zur Absorption der Erdwärme mehr als 250 m tief in den Boden eingebracht. Die damit gewonnene Energie wird sowohl zum Heizen als auch zum Kühlen genutzt. Durch den Einsatz von Geothermie spart die Stadt bis zu 60 Prozent der Energiekosten.

Auf dem Dach des Krankenhauses befindet sich eine 900 Quadratmeter große Photovoltaikanlage. Auch die Schallschutzwände an der Autobahn dienen als Fläche, um Strom zu erzeugen. Auf mehr als 950 Quadratmetern wurde die erste norddeutsche Dünnschichtschallschutzwand aus Photovoltaikmodulen errichtet.

Solarförderprogramm und Umweltbildung

Die Stadtwerke Emden möchten für die Bürger*innen Anreize schaffen und sie motivieren, auf Erneuerbare Energien zu setzen. Sie fördern Photovoltaikanlagen mit bis zu 1500 Euro und Solarthermieanlagen mit Zuschüssen bis zu 750 Euro.

In einem städtischen Umweltbildungszentrum werden Kinder früh an die Vorteile Erneuerbarer Energien herangeführt. Dem Nachwuchs werden Ideen und Möglichkeiten präsentiert, aktiv dem Treibhauseffekt entgegenzuwirken.

Ein Beispiel für Erneuerbare-Energien-Projekte von Emdener Bürger*innen findet sich auf dem Dach des örtlichen Volkswagen-Werks. Dort betreiben die Beschäftigten seit 2008 eine belegschaftsgenossenschaftliche Photovoltaikanlage. Die Dünnschichtmodule mit einer Leistung von 280 Kilowatt Peak liefern genug Solarstrom, um damit 70 typische Drei-Personen-Haushalte ein ganzes Jahr lang zu versorgen. Die Werkshalle 1b bietet mit 6.500 Quadratmetern Dachfläche genügend Platz. Und die großen Werkshallen und das Gelände besitzen noch enormes Potenzial für weitere Bauvorhaben.

Emden übertrifft schon heute die Klimaziele für 2012

Mit dem Engagement für Erneuerbare Energien ist Emden schon heute ein Vorbild für viele andere Städte. Die jährliche Kohlendioxideinsparung durch den Einsatz von Wind- und Sonnenenergie, Biomasse und Erdwärme beträgt mehr als 320.000 Tonnen. Die erfolgreiche Arbeit wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, beispielsweise mit dem Deutschen Solarpreis 2005 und der Ernennung zur „regenerativen Hauptstadt Europas“.

Kommunale Pflichtaufgaben

  • Entwässerung

Praxispartner

Enercon GmbH

Veröffentlicht: Mai 2008