Nürnberg

Bayern

Bevölkerungszahl: 529.508
Fläche: 186 km²

  • Solar
  • Erdwärme
  • Bioenergie
  • Wasser
© VAG – Claus Felix

Nürnberg, unter anderem für Lebkuchen und Würstchen berühmte Großstadt, verfügt nicht nur über Energie in Form ausgezeichneter Leibspeisen – auch im Bereich Erneuerbarer Energien kann sie punkten. Die größte Stadt Frankens verfügt über zahlreiche Solaranlagen, zudem erzeugt sie Erneuerbare Energien mithilfe von Wasserkraft, Biomasse und Geothermie. Vorbildlich ist auch der Mobilitätsbeschluss von 2021 – er fördert klimafreundlichen Verkehr.

In Sachen Klimaschutz sind die Ambitionen der bayerischen Metropole groß: Bis 2035 soll die Stadtverwaltung klimaneutral sein, die Gesamtstadt bis 2040 folgen. Dazu wurden wegweisende Stadtratsbeschlüsse gefasst und im Juli 2025 ein neues Klimaschutzpaket verabschiedet. Erneuerbare Energien bilden das Rückgrat dieser Strategie. „Die Elektromobilität wird künftig eine größere Rolle spielen – und damit wächst auch der Strombedarf unserer Stadt,“ erläutert Britta Walthelm aus dem Referat für Umwelt und Gesundheit. „Um diesen Bedarf nachhaltig zu decken, setzen wir auf den Ausbau regionaler Stromerzeugung. Auf dem Stadtgebiet bietet besonders die Photovoltaik enormes Potenzial. Indem wir die Kraft von Wind und Sonne nutzen, steht die Verkehrswende auf einem soliden Fundament.“

Bei städtischen Neubauten sind Photovoltaikanlagen mittlerweile Standard. Der Stadtrat beschloss 2022 zudem, alle geeigneten Dächer von Bestandsgebäuden nach und nach mit PV auszustatten. Ergänzend bietet die Stadt im Rahmen der Solarinitiative seit Jahren kostenlose Solarberatungen für Privatpersonen und Gewerbe an. 2024 konnten mit dem erzeugten Solarstrom rechnerisch rund 23.200 Haushalte versorgt werden. Auch auf den Hallendächern der NürnbergMesse wird Solarstrom im großen Stil produziert – das Projekt deckt den Strombedarf einer Kleinstadt mit 20.000 Einwohner*innen. Ein weiteres Highlight ist die riesige Solaranlage auf dem Gelände des Flughafens, die seit Sommer 2025 in Betrieb ist und jährlich rund 4.900 Tonnen CO₂ einspart.

Unternehmen und Gebäudeeigentümer*innen im Stadtgebiet können zusätzlich einen kostenlosen Solar-Gründach-Check nutzen – ein Kooperationsprojekt des Amts für Wirtschaftsförderung und des Stabs Klimaschutz im Referat für Umwelt und Gesundheit.

Energieversorger mit Weitblick

Ein Biomasse-Heizkraftwerk sorgt für klimafreundliche Wärme und Strom: Rund 55.000 Tonnen Grünschnitt werden dort jährlich verwertet. Überschüssige Wärme landet in einem der modernsten Wärmespeicher Europas. Knapp 30 Prozent der Nürnberger Fernwärme stammen schon heute aus nicht-fossilen Quellen. In den kommenden Jahren soll dieser Anteil deutlich steigen. Dafür setzt der Energieversorger N-ERGIE auf mehrere Bausteine – von H₂-fähigen Gasturbinen bis hin zu einer Großwärmepumpe im Klärwerk, die künftig Abwasserwärme nutzbar machen soll. Sie wird eine thermische Leistung von bis zu 20 Megawatt erreichen und bis zu 150 Millionen Kilowattstunden (kWh) Wärme jährlich in das Fernwärmenetz einspeisen – genug, um rund 5.000 Haushalte zu versorgen.

Darüber hinaus prüft die N-ERGIE die Potenziale der Tiefengeothermie im Stadtgebiet. Diese Technik könnte künftig Wärme direkt aus tieferen Erdschichten erschließen und die Wärmewende langfristig absichern. Auch das Wasserkraftwerk Hammer trägt zur Energieversorgung bei: Es liefert jährlich rund 1,23 Millionen kWh sauberen Strom.

Mobilität im Sinne des Umweltverbunds

Nürnberg engagiert sich zudem stark im Bereich nachhaltiger Mobilität. Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs bildet dafür die Basis. Bereits 123 Busse fahren elektrisch, dazu gibt es 2.500 Leihräder, 80 E-Bikes und mehrere Lastenräder, für die Kund*innen der Nürnberger Verkehrsgesellschaft ein Freikontingent haben. „Um die Klimaneutralität zu erreichen, muss der Mobilitätsbereich, der rund ein Viertel der städtischen Emissionen verursacht, entscheidend beitragen. Wir bauen den ÖPNV und das Radwegenetz aus, sorgen für mehr Fußverkehrsfreundlichkeit und sichtbares Carsharing – alles Maßnahmen, um den Anteil des Umweltverbundes am Verkehrsaufkommen bis 2030 auf 68 Prozent zu steigern“, betont Oberbürgermeister Marcus König.

Auch eine fahrradfreundliche Verkehrsplanung macht manche Autofahrt überflüssig. Jährlich sollen zehn Kilometer neue Fahrradstraßen entstehen; bis 2030 ist ein 135 Kilometer langes Radvorrangroutennetz geplant. So können künftig 80 Prozent der Bürger*innen in kurzer Distanz auf diese Infrastruktur zugreifen.

Last but not least: keine lebendige Stadt ohne Fußgänger*innen. Verkehrsberuhigungsmaßnahmen im Interesse der Passant*innen, insbesondere durch neue Fußgänger*innenbereiche, sollen vor allem in Stadtteilen außerhalb der Altstadt geschaffen werden. Komfort und Sicherheit für zu Fuß Gehende möchte man über definierte Mindestmaße für Gehwege erreichen. Zugunsten von mehr Platz für Menschen, die sich gern zu Fuß bewegen, soll es eine Neuordnung für das Parken geben; auch mehr Grün ist vorgesehen. Von dieser „Bewegungsenergie“ profitieren Mensch und Klima gleichermaßen.

Kommunale Pflichtaufgaben

  • Kommunale Wärmeplanung
  • Verkehr/Mobilität

Veröffentlicht: Oktober 2025