Burbach

Nordrhein-Westfalen

Bevölkerungszahl: 14.631
Fläche: 80 km²

  • Solar
  • Bioenergie
© Gemeinde Burbach

Die Gemeinde Burbach liegt im Süden Nordrhein-Westfalens an der Grenze zu Hessen und Rheinland-Pfalz. In neun Ortsteilen leben 15.000 Menschen auf knapp 8.000 Hektar Land, von denen rund zwei Drittel Waldfläche sind. Die Ausläufer des Westerwalds und des Rothaargebirges, zwischen denen die Gemeinde liegt, weisen 31 Naturschutzgebiete sowie ein Vogelschutzgebiet auf, das sich über die Hälfte der kommunalen Fläche erstreckt. Die Einbettung der Gemeinde Burbach zwischen Wäldern und Bergen führt zu einem besonderen Zusammenspiel zwischen Natur und Menschen in Politik, Engagement und Alltag.

Institutionelles und ehrenamtliches Engagement

Im Leitbild der Gemeinde Burbach vom 2. Dezember 2008 kommt zur Sprache: „Wir haben erkannt, dass der Klimawandel eine der größten Herausforderungen für die Zukunft ist und dass den Kommunen eine herausragende Rolle bei der Durchführung von Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung zukommt.“ Im selben Jahr wurde ein integriertes Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept im Rahmen des Wettbewerbs „Aktion Klimaplus – NRW-Klimakommune der Zukunft“ erarbeitet. Burbach gelang es, als eine von fünf Gemeinden in die Endrunde einzuziehen. Darauf aufbauend sind das "Klimaschutzteilkonzept Klimafreundlicher Verkehr" und die Studie "Nachhaltige Nutzung der Ressource Holz als lokaler Beitrag zum Klimaschutz" entstanden. Seit 2009 ist Burbach Teil des Klima-Bündnisses und legt einen besonderen Fokus auf die Stärkung der zivilgesellschaftlichen Beteiligung im lokalen Klimaschutz. Es wurde schnell erkannt, dass effektiver Klimaschutz nur unter Akzeptanz und Beteiligung der breiten Bevölkerung funktionieren kann. Im Klimaforum Burbach ist Raum für Austausch sowie konstruktive Diskussionen und der lokale Klimabeirat begleitet die Kommune mit fachlicher Expertise. „Dabei bauen und vertrauen wir auf den Einfallsreichtum, die Kreativität und die vielgestaltigen Kompetenzen unserer Bürgerinnen und Bürger,“ heißt es im Ratsbeschluss von 2008.

Weiteres Engagement zeigt sich an der Teilnahme als LEADER-Projektregion 3-Länder-Eck in Zusammenarbeit mit den Kommunen Wilnsdorf und Neunkirchen, das aktuell bereits in der zweiten Förderperiode läuft. Seit 2016 wurden 44 Projekte erfolgreich umgesetzt – davon einige im Bereich der Erneuerbaren sowie Nachhaltigkeit. Im Jahr 2019 folgte dann eine Förderung durch das Projekt KommunalerKlimaschutz.NRW, um „Klima-Symbiosen im Quartier Burbach-Mitte“ zu kreieren. Mit sechs Maßnahmen wurden die Fördermittel von 1,6 Millionen Euro genutzt, um das Burbacher Rathaus zu sanieren sowie das umgebende Quartier klimagerechter zu gestalten. Dazu gehören ein Infopoint, ein Klimagarten, Aufklärungskampagnen und die Anschaffung von E-Autos für den kommunalen Fuhrpark. Auch ein Kindergarten, ein Feuerwehrgerätehaus, ein Friedhof und eine Sporthalle wurden mit Photovoltaik ausgestattet, weitere öffentliche Gebäude sollen folgen.

Transformation von Mittelstand und Verkehr

Als beliebter Standort für mittelständische Betriebe ist in Burbach neben der energetischen Sanierung von Gebäuden der motorisierte Pendelverkehr die zentrale Herausforderung der lokalen Energiewende. Im Jahr 2010 kam die Hälfte aller CO₂-Emissionen aus der Wirtschaft, 29 Prozent resultierten aus dem Verkehr und 21 Prozent auf Privathaushalten. Lokale Unternehmen haben zweimal jährlich die Möglichkeit, sich im Burbacher Unternehmernetzwerk für Ressourceneffizienz (BUfRE) auszutauschen. Rund 20 Betriebe nehmen dieses Angebot wahr. Der Pkw, den 96 Prozent aller Haushalte besitzen, ist das Hauptverkehrsmittel in der Gemeinde. Mit einem Mobilitätsmanager und der Mitgliedschaft im Zukunftsnetz Mobilität NRW wird kontinuierlich ein Wandel angestrebt. Auch der Wettbewerb „Mobil(e)Macher“ auf dem Jahr 2016 sammelte Ideen, um das Ziel zu erreichen, in der Gemeinde bis 2050 95 Prozent der Treibhausemmissionen einzusparen. Seit mittlerweile fast 20 Jahren gibt es einen ehrenamtlich geführten Bürgerbus als Ergänzung des öffentlichen Nahverkehrs.

In Zusammenarbeit mit dem Verein ZukunftsWerte Mobilität e.V. wurden in Form des Bürger-Elektroautos (BEA) für Burbach sowie des ehrenamtlichen und elektrischen Fahrdienstes Hickenmobil weitere Pilotprojekte geschaffen. ÖPNV-Taktung und On-Demand-Angebote steigen stetig. Besonders für kurze Strecken wird in der Gemeinde ein Wandel angestrebt: „Das Verlagerungspotenzial zugunsten der unmotorisierten Verkehrsarten tritt insbesondere dann zutage, wenn man die Wegelängen der Burbacher Einwohner*innen betrachtet. So sind über ein Drittel der Wege kürzer als zwei Kilometer und circa jeder zweite Weg ist kürzer als fünf Kilometer. Dabei werden bereits 71 Prozent der Wege zwischen ein und zwei Kilometern mit dem Auto zurückgelegt, Entfernungen zwischen zwei und fünf Kilometern bereits zu 80 Prozent.“

Der in diesem Jahr beschlossene Nahverkehrsplan im Kreis Siegen-Wittgenstein ist ein zentraler Schritt. Darüber hinaus sollen das Radverkehrskonzept aus dem Jahr 2024 inklusive Ausbau sowie Lückenschlüsse in der Radinfrastruktur das Fahrrad sowie E-Bikes attraktiver machen – insbesondere auch für kurze Strecke. Die Kommune selbst geht hier mit Diensträdern für das Personal und Lastenrädern für Hausmeister*innen mit gutem Beispiel voran.

Energiewende im Einklang mit Wald und Natur

Der Wald, der 64 Prozent der kommunalen Fläche bedeckt, führt zu einer engen Verbindung zwischen Menschen und Natur. Bauen und Heizen mit Holz haben vor Ort eine lange Geschichte. Auch heute heizt fast die Hälfte der Haushalte mit dem lokal nachwachsenden Rohstoff. Zugleich wird darauf geachtet, dass das Heizen nachhaltig und klimaneutral erfolgt. Klimaschutzmanager Samuel Reuter merkt an: „Beim Heizen mit Holz wird zunehmend auf modernere Zentralheizungen anstatt auf Kamine oder Kachelöfen gesetzt, deren Filter zur Reduzierung der Feinstaubbelastung beitragen. Darüber hinaus ist auch in Burbach der Trend wahrzunehmen, verstärkt mit Hilfe von Solarthermie oder Wärmepumpen zu heizen. Parallel ist ein starker Anstieg an PV-Anlagen zu verzeichnen. Die Gemeinde Burbach fördert unter anderem die energetische Sanierung im Ortskern, den Bau von Photovoltaikanlagen und Steckersolargeräten sowie die Anschaffung von Batteriespeichern.“

Um ressourcensparend mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz umzugehen, stellt die Stadt der Bevölkerung verschiedene Beratungsangebote zur Verfügung. Die Verbraucherzentrale berät im Rathaus zu Energiesparmaßnahmen und energetischer Sanierung und mit Hilfe eines Solarpotenzialkatasters wird Interessierten aufgezeigt, zu welchem Grad Photovoltaik oder Solarthermie für die einzelnen Gebäude in der Kommune sinnvoll ist. Wie die digitale Karte zeigt, herrscht in der Gemeinde großes Potenzial. Auch der Ausbau von Windenergie schreitet voran und soll in wenigen Jahren einen Großteil der Energie für Burbach liefern. Der Ausbau ist jedoch aufgrund der besonders schützenswerten Natur Burbachs eingeschränkt. Umweltberaterin Elisabeth Fley betont: „Die Gemeinde verfügt über einen Flächenanteil von 16 Prozent, welcher unter Naturschutz steht. Insgesamt sind rund 50 Prozent ausgewiesenes EU-Vogelschutzgebiet. Dies bringt eine besondere Verantwortung gegenüber der Natur und den hier lebenden Arten mit sich.“

Neben der finanziellen Bezuschussung von Balkonkraftwerken und Stromspeichern durch die Kommune, zeigt die breite Sanierung von kommunalen Liegenschaften auf, wie durch energetische Sanierungen inklusive Dämmung und der Installation von Photovoltaik Betriebskosten reduziert werden können. Die Beteiligung und die Interessen der lokalen Bevölkerung und Unternehmen stehen hierbei immer im Mittelpunkt, was der Austausch und das Engagement in verschiedenen Formaten zeigen.

Kommunale Pflichtaufgaben

  • Verkehr/Mobilität
  • Brandschutz und Feuerwehrwesen
  • Betrieb von öffentlichen Schulen
  • Betrieb von öffentlichen Kindertagesstätten
  • Kommunaler Forstbetrieb

Veröffentlicht: Mai 2025