Bad Münstereifel

Nordrhein-Westfalen

Bevölkerungszahl: 18.297
Fläche: 151 km²

  • Wind
  • Solar
© Stadt Bad Münstereifel/Mager

Die Stadt Bad Münstereifel ist, wie der Name schon verrät, ein Heilbad und Erholungsort in der nordrhein-westfälischen Eifel im Kreis Euskirchen. Die Hochschulstadt ist nicht nur in den nahen Rheinmetropolen als Ausflugsziel beliebt, sondern wird auch wegen der gut erhaltenen mittelalterlichen Altstadt von Menschen aus ganz Deutschland besucht. Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 wurde Bad Münstereifel schwer getroffen. Besonders in der Innenstadt und den Ortschaften entlang der Erft war der Schaden groß. Der Fluss riss damals große Teile der Infrastruktur mit sich, zerstörte viele Wohnhäuser und öffentliche Gebäude. Diese schmerzhafte Folge der Klimakatastrophe prägt die Region und ihre Menschen heute wohl stärker als andere Teile der Republik, weshalb der Klimaschutz und damit auch der Schutz der menschlichen Existenzgrundlage hier besonders große Beachtung finden.

Der Wiederaufbau gestaltet sich seitdem sehr zukunftsorientiert. Die Stadt verfolgt die Vision, „Bad Münstereifel 2.0“ als digitale und klimafreundliche Smart City zu entwickeln. Nicht nur die Erneuerung und Modernisierung der Verkehrs-, sondern auch der Energieinfrastruktur spielt dabei eine große Rolle, wobei natürlich der Hochwasserschutz die Hauptrolle innehat. Die Bau- und Sanierungsmaßnahmen folgen einem umfangreichen Masterplan 2030, in den neben Expert*innen auch die Bevölkerung aktiv eingebunden ist, um die Stadt für künftige Generationen resilienter zu gestalten. Im Energiebereich sind hier vor allem die energieeffiziente Umrüstung der Kläranlage, die Elektrifizierung der Erfttalbahn und die Modernisierung und Neuverlegungen von Versorgungsleitungen zu nennen.

Seit Juli 2024 bietet die Stadtverwaltung in Kooperation mit dem Kreis Euskirchen ein kostenfreies Energieberatungsangebot an, das konkrete Modernisierungen, neue Technologien, Förderprogramme und Gesetze für alle verständlich erklärt. „Wir möchten die Bürgerinnen und Bürger weiterhin über die nachhaltigen und zukunftsorientierten Bau- und Sanierungsmaßnahmen im privaten Bereich informieren“, so Bürgermeister Sebastian Glatzel. „Das Beratungsangebot zeigt auf, welche konkreten Maßnahmen bei einem Neubau oder einer Sanierung sinnvoll sind. Sie machen unsere Stadt Bad Münstereifel klimaresilienter und umweltfreundlicher.“

Ebenso startete im August 2024 das Klima-Café. Die Lotsenstelle „Perspektiven nach der Flut“ des DRK Kreisverbands Euskirchen, die Stadt Bad Münstereifel und das Kleens Café laden monatlich zu verschiedenen thematischen Schwerpunkten und einem lockeren Austausch ein. So soll das gesellschaftliche Bewusstsein für die Notwendigkeit von Klimafolgenanpassungsmaßnahmen und des sozial-ökologischen Wandels gestärkt werden. Zum Zeitpunkt der Auszeichnung zur Energie-Kommune des Monats ist das von der Bevölkerung gut angenommene Klima-Café ausgesetzt, soll aber mit der unbefristeten Neubesetzung der Klimamanagement-Stelle der Stadt zum Jahresbeginn 2026 neu formatiert werden.

Frischer Wind für die Tourismusregion

Die Einbindung der Einwohner*innen in zukunftsweisende Projekte der Stadt war zum Zeitpunkt des Hochwassers gerade erst frisch erprobt. Nur wenige Monate zuvor, im Mai 2021, stimmte eine knappe Mehrheit in einem Bürger*innenentscheid dafür, Flächen in der Gemarkung Nöthen für Windenergieanlagen (WEA) zur Verfügung zu stellen und an den Projektentwickler JUWI zu verpachten. Vorausgegangen war der Bau von WEA im Baasemer Wald auf der Gemarkung der Nachbargemeinde Dahlem seit 2015. Diese zogen auch in Bad Münstereifel Diskussionen und Überlegungen mit sich. Im Jahr 2017 identifizierte die Stadtverwaltung in ihrem Klimaschutzkonzept ein großes regionales Wertschöpfungspotenzial, das sich vor allem auf den Vorschlag bezieht, Windenergiemodelle für Bürger*innenbeteiligung zu entwickeln. Die Nutzen-Aufwand-Relation wurde ebenso positiv bewertet. Nachdem sich der Stadtrat ausführlich mit dem Thema beschäftigt und dazu geäußert hatte, folgten Ende 2020 und Anfang 2021 eine Vielzahl von Veröffentlichungen im Amtsblatt, die verschiedene Gesichtspunkte behandeln. Unter anderem merkte die Stadt im Rahmen des Themengebiets Tourismus und Windenergie zur Frage von Vereinbarkeit von Windenergieanlagen und Tourismus an, „dass sich hier lediglich 12 Prozent der Besucher an den Windenergieanlagen gestört fühlten, jedoch würden nur 6 Prozent bei einem weiteren Ausbau der Windenergie im Naturpark auf einen weiteren Besuch verzichten.“ Grundlage der Auswertung des Naturparks Nordeifel war die Befragung von 1.326 Personen. Demgegenüber stehen Tourismusangebote wie Führungen, Infotafeln und -pfade zur lokalen Energiewende. Drei Online-Informationsveranstaltungen innerhalb eines Monats vor dem Entscheid gaben schließlich allen Interessierten noch einmal die Gelegenheit, ihre Fragen, Bedenken und Ideen einzubringen.

Der nun geplante Windpark Bad Münstereifel umfasst drei WEA mit einer Gesamtleistung von 18 Megawatt. Mehr als 21.600 Haushalte können so voraussichtlich ab 2029 mit erneuerbarem Strom versorgt werden. Eine Anlage wird als Bürger*innenwindrad konzipiert. Das Projekt sieht vor, dass Bürger*innen Anteile erwerben können, um direkt an den Erlösen der Anlage beteiligt zu werden. Zusätzlich ist eine Strompreissenkung für die beteiligten Haushalte vorgesehen, wodurch sie von günstigem, lokal erzeugtem Strom profitieren. Auch die Stadt erhält die Kommunalabgabe in Höhe von 0,2 Cent je erzeugter Kilowattstunde für die Dauer von 20 Jahren. Neben der bereits 2017 erwähnten regionalen Wertschöpfung soll der Windpark also auch zur Akzeptanz für Erneuerbare Energien im Allgemeinen beitragen.

Erneuerbare stützen den Strukturwandel

Das Potenzial ist groß. Im Bereich Solarenergienutzung ist das CO₂-Minderungspotenzial laut Klimaschutzgesetz, dessen Fortschreibung aktuell in Planung ist, sogar noch größer als bei der Windenergie. Die Stadt arbeitet an einem Solardachkataster, um die PV-Nutzung auf privaten Dächern, kommunalen Liegenschaften, im Gewerbebereich und landwirtschaftlichen sowie weiteren Freiflächen gezielt fördern zu können. 

Bad Münstereifel liegt im vom Strukturwandel betroffenen Rheinischen Revier. Bis spätestens 2030 soll der Braunkohleabbau der Vergangenheit angehören und die Region eine zukunftsfähige Energieregion werden – auch hier durch demokratische Mitbestimmung der Bevölkerung. Im Rahmen des 2022 von der Landesregierung mit Kommunen, Energieunternehmern und Projektträgern geschlossenen Gigawattpakts für das Rheinische Revier soll der Ausbau der Erneuerbaren im Stromsektor bis 2028 auf mindestens fünf Gigawatt steigen. „Ende 2024 waren davon bereits mehr als 3,6 Gigawatt installiert – 500 Megawatt mehr als ursprünglich erwartet“, wird die nordrhein-westfälische Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur zitiert. Die Landesenergiegesellschaft NRW.Energy4Climate berät die Kommunen bei der Planung und Umsetzung. Insgesamt stellen Bund und Land bis 2038 mehr als 14,8 Milliarden Euro für die nachhaltige Transformation des Rheinischen Reviers zur Verfügung. Davon sollen Programme und Projekte unter anderem in den Bereichen Energie, Industrie, nachhaltige Wirtschaftsflächen, Digitalisierung und Klimaanpassung finanziert oder finanziell unterstützt werden.

Veröffentlicht: November 2025